Auch über drei Monate nach dem Ende des perfiden Bieterwettstreits zwischen den beiden Standorten Saarlouis und dem spanischen Valencia herrscht Wut und Fassungslosigkeit unter den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in Saarlouis. Bekanntlich hat sich das Management für das Werk in Valencia als künftigen Produktionsstandort für weitere Elektrofahrzeugmodelle entschieden.
Die Belegschaft, das sind Menschen mit ihren Familien, die seit Jahren voller Angst um ihre Zukunft bangen, die immer und immer wieder Zugeständnisse gemacht, sich alles abgerungen haben, immer in der Hoffnung das Schlimmste abwenden zu können. Auch unter schwierigsten Bedingungen haben sie stets ihre Leistung erbracht, doch nun sind viele einfach am Ende. Die Krankenstände sind inzwischen in die Höhe geschnellt und das Management kann oder will nach wie vor keine belastbaren Pläne für das Werk vorweisen. Noch hoffen die Menschen auf eine interne Lösung.
Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, verlautbart Ford-Spanien, dass es keine staatliche Hilfe in Anspruch nehmen werde mit der Begründung, dass die Aussichten sich in Europa verändert hätten. Mittelfristig könnte das auf eine drohende Schließung des Werks in Valencia hinweisen. Der perfide Bieterwettstreit zwischen dem Standort Saarlouis und Valencia initiiert durch den Ford-Konzern, bringt am Ende nur einen „Gewinner“ hervor und das ist der Konzern mit seinem Management! Derweil verkündet Ford weiter, dass der bisherig geplante Zeitplan zur Produktion von E-Fahrzeugen nicht eingehalten werden könne und entsprechende Investitionspläne ins Jahr 2030 verschoben werden.
Weitere Repressalien gegen die Arbeiter und Arbeiterinnen in Valencia, sowie im gesamten Ford-Konzern, sind zu erwarten. Am Ende wird auch hier die Schließung des Werks in Spanien immer wahrscheinlicher.
Derweil konnte der Konzern seine Gewinne um 19% steigern. Die Aktionäre kassieren dementsprechend ab, während in Indien ebenfalls zwei Werke abgestoßen wurden. Die hässliche Fratze des Kapitalismus zeigt nun einmal mehr ihr Gesicht und bedingungslos verleibt er sich die Menschen, die jeden Tag hart arbeiten ein. Das ewige Streben nach Profit kennt eben kein Pardon. Die Arbeiter und Arbeiterinnen sind lediglich ein Rädchen im Getriebe der Gewinnmaschinerie, die erbarmungslos weiterläuft.
Klar ist auch, dass die Kosten für die ökologische Transformation auf den Rücken der Arbeiterschaft abgewälzt wird. Während Milliarden in die Militarisierung unseres Landes investiert werden, bangen Arbeitnehmer -und nehmerinnen um ihre Existenzgrundlagen. Man muss sich einmal vorstellen, wie sich Diskussionen um eine Gasumlage und die Inflation für Menschen anfühlt, die jeden Morgen mit Ungewissheit erwachen, ob ihre Familie noch eine Zukunft haben wird. Die Reallöhne sinken immer weiter, die Inflation frisst Lebensgrundlagen förmlich auf. Eltern fragen sich, wie die Zukunft im Saarland auch für ihre Kinder, für die junge Generation aussehen mag. Hier geht es um die Zukunft und das Überleben einer ganzen Großregion und die der kommenden Generationen. Wer kein Geld hat, kann bekanntlich keines ausgeben, sei es in der Gastronomie, der Kulturbranche oder beim Stadtbummel.
Jetzt gilt es die Kämpfe der Vielen zusammenzuführen, denn die Arbeiter und Arbeiterinnen sind es, die ihren Kopf hinhalten müssen und am Ende auch in die Kriege der Herrschenden geschickt werden.
Die Arbeiterschaft dient den Profiteuren und Krisengewinnern stets nur als Kapital. Dabei gilt einzusetzen was geht, getreu dem Motto: „Friss oder stirb!“ Sie diktieren die Bedingungen, verweisen auf die hinteren Plätze, während sie sich auf der Sonnenseite aalen. Darum müssen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Automobilindustrie weltweit zusammenstehen, sich nicht ausspielen lassen und den Mächtigen zeigen, mit wessen Arbeitskraft ihre prallen Taschen gefüllt werden. Statt Rädchen, auch Sand im Getriebe sein wenn nötig!
Die saarländische Landesregierung muss in die Pflicht genommen werden und während des Transformationsprozesses in der Automobilindustrie Verantwortung übernehmen, auch für die vielen Zuliefererbetriebe im Saarland, deren Jobs ebenfalls auf dem Spiel stehen. Inzwischen ist auch klar, dass der Hoffnungsträger der Landesregierung SVolt frühstens ab 2028 im Saarland produzieren wird. Somit fällt auch diese Option auf Arbeitsplätze erst einmal weg.
Nach wie vor stehen 6.000 Arbeitsplätze am Industriestandort Saarland auf der Kippe. Wir müssen die Menschen mitnehmen auf dem Weg durch die Transformation und wo immer nötig unterstützen. Lippenbekenntnisse füllen weder Geldbeutel noch Kühlschränke der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.
Der Konzern Ford und die saarländische Landesregierung sind dazu aufgerufen im Interesse der Beschäftigten nachhaltige Lösungen zu finden und eine Zukunftsperspektive für den Standort im Saarland zu entwickeln. Einzig 700 Arbeitsplätze zu erhalten, wie jüngst vom Autobauer Ford angekündigt, wäre eine Bankrotterklärung und vollkommen inakzeptabel.
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